Restaurierung und Konservierung

(Carmen Gütschow)

Unsere Vorräte an  Konservierungsmitteln mussten möglichst gering gehalten werden, weil das gesamte Material auf dem Luftweg trasportiert wurde. Zur Auswahl gehörte vor allem Paraloid B 44 als Granulat, das mit Lösungsmitteln (Aceton oder Tuluol) angesetzt, vielseitig als Klebstoff, Festigungsmittel oder Konservierungpräparat verwendet wurde. Paraloid zeichnet sich durch hervorragende Haftungseigenschaften auf verschiedensten Materialien aus. Zu seinen wichtigsten Eigenschaften gehört seine Glasübergangstemperatur von 60°C, was unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen von großer Bedetung ist. Andere Klebstoffe härten nämlich in den Temperaturen von mehr als 40°C nicht vollständig aus und daher bleibt die Klebung weich beziehungsweise flexibel.

Die Freilegung der Metallobjekte wurde mit einem Handschleifgerät durchgeführt. Für die Konservierung von Kupferlegierungen wurde dabei der Korrosionsinhibitor Benzotriazol eingesetzt. Abschließend wurden die Objekte dünn mit Paraloid B 44 und Aero 46 Wachs überzogen, um den Gegenständen einen möglichst umfangreichen Schutz zu geben.

Die Knochen- und Elfenbeinfunde wurden humanenzymatisch gereinigt und mit Hasenleim geklebt. Ein Elfenbeinkamm, der sehr spröde war und an vielen Stellen leicht abschieferte, wurde beispielsweise mit einem dünnen Überzug aus Paraloid B 44 versehen.

Die gereinigte Keramik wurde mit dem Paraloid B 44 / Aceton geklebt. Abplatzende Überzüge, Bemalungen und Glasuren konnten ebenfalls durch eine Tränkung mit sehr dünn angesetztem Paraloid gesichert werden.

Besondere Probleme bereiteten die mittelassyrischen Tontafeln. Sie waren in mehrere Teile zerbrochen und der strake Salzgehalt des Bodens hat bei vielen Exemplaren zu Sprengungen geführt. Einige der Tafeln waren mit millimeterdicken Salzschicht bedeckt. Die Reinigung wurde mit einer dreieckigen Skalpellklinge durchgeführt, deren Form gut geignet ist, um die Schriftkeile freizulegen. Manche gering verschmutzte Tontafeln, die nur leicht durch sandigem Lehm zugesetzt waren, konnten einfach mit einem angespitzten Holzstäbchen gereinigt werden. Der gelöste Schmutz wurde anschließend mit einem kleinen Blasenbalg und einem weichen Pinsel entfernt, ohne die empfindliche ungebrannte Oberfläche zu verletzen.

Die zugehörigen Tafelbruchstücke wurden mit in Aceton gelöstem Paraloid B 44 zusammengeklebt. Zur Konservierung der Tafeln verwendete man eine Tränkung aus Paraloid B 44 und Tuluol. Aufgrund der schnellen Verdunstung von Aceton härtet eine derartige Klebung schnell aus. Das in Tuluol gelöste Paraloid bleibt hingegen länger flüssig und kann auf diese Weise eine längere Zeit in das Objekt einziehen, was eine tiefgreifende Festigung ermöglicht. Der große Vorteil dieses Verfahrens, der auf den unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Lösungen gründet, besteht also darauf, dass das tuluolgelöste Paraloid die Paraloid-Aceton-Klebung während der Tränkung nicht wieder lösen kann. Das Ergebnis der Restaurierung war sehr zufriedenstellend. Die Tafeln waren stabil und konnten problemlos kopiert und fotografiert werden.

Bei der Konservierung der Funde haben wir besonders darauf geachtet, dass sie auf die unter den gegebenen Umständen optimale Weise gesichert sind. Auch wenn sie später im Museum einer weiteren konservatorischen Behandlung unterzogen werden, muss man damit rechnen, dass Trasportbedingungen und eine vorläufige Lagerung bei den schwierigen klimatischen Verhältnissen zu zusätzlichen Beschädigungen führen können.

 

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